Akteure
IBRAHIM AL HUSSEIN
Ibrahim Al Hussein wurde 1994 in Manbij (Aleppo), Syrien, geboren. Wegen des Krieges konnte er sein Abitur nicht beenden. Im Oktober 2015 verließ er Syrien. Seine Eltern und sieben Geschwister blieben zurück. In der Notunterkunft in Tempelhof lebte er ein Jahr und drei Monate, von Januar 2016 bis März 2017. Ibrahim Al Hussein arbeitet derzeit in einem Berliner Kino und hofft, seine Schulausbildung fortsetzen zu können.
«Ich habe dort viele Freunde gefunden. Sie wurden in Tempelhof zu meiner Familie. Wir haben zusammen gegessen und alles gemeinsam gemacht. Es war aber nicht einfach, kein Privatleben in Tempelhof zu haben und mit acht bis zehn Leuten in einem Zimmer zu wohnen. Erst wollte ich nicht darüber reden, warum ich dort war. Ich wollte alles hinter mir lassen und ein neues Leben beginnen.»
«Mit Karim zu filmen, war eine interessante Erfahrung. Es war etwas komisch, mich vor der Kamera zu zeigen, insbesondere in einer Lebenssituation, die ich mir nicht ausgesucht habe. Ich wollte einfach anderen Menschen zeigen, was für eine Art von Leben ich dort geführt habe.»
QUTAIBA NAFEA
Qutaiba Nafea wurde 1978 im irakischen Ramadi (Provinz Anbar) geboren. Am Baghdad Medical Institute machte er sein Diplom als Physiotherapeut, im Anschluss begann er, an der Mosul Medical University Medizin und Chirurgie zu studieren. Nachdem sein jüngerer Bruder in der Nähe von Ramadi und sein Mitbewohner und Kommilitone getötet wurden, floh er aus dem Irak. Regierungstruppen und aufständische Milizen hat er als zwei Seiten der gleichen Medaille erlebt. Gemeinsam mit seiner Frau kam er im November 2015 nach Deutschland, bis Februar 2016 lebten sie in der Tempelhofer Unterkunft. Qutaiba Nafea arbeitete für den Medizinischen Dienst in Tempelhof, für Spree Ambulance, Vivantes und seit November 2017 für Arvato Bertelsmann.
«Als ich den Irak verließ, wollte ich nur raus aus der Hölle. Als ich hier ankam, erwartete ich kein Paradies. Aber im Vergleich zu den Orten, aus denen die meisten von uns kommen, war Tempelhof tatsächlich das Paradies.»
«Manchmal sage ich mir, das Leben hat anders für mich entschieden. Vielleicht ist es wichtiger, in Deutschland am Leben zu sein, als Arzt zu werden. Träume lösen sich auf, auch wenn es weh tut. Manchmal nimmt man sich etwas vor, aber das Leben entscheidet anders.»